Meinung und Haltung

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Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, sehe ich viele Meinungen, die ich einmal vertreten habe – und wieder loslassen musste. Als junger Mann im Bergbau hatte ich sehr klare Vorstellungen davon, was Stärke bedeutet. Später, im Studium der Musiktherapie, änderten sich meine Sichtweisen – ich begann, das Leben durch den Klang, durch Schwingungen und Resonanzen zu verstehen. Und doch: So wichtig diese Meinungen in den jeweiligen Phasen auch waren, sie vergingen wie Wolken am Himmel.

Etwas anderes blieb: eine Haltung.

Ich habe gelernt, dass eine Meinung oft aus Gedanken entsteht – aus dem, was ich gelesen, gehört oder diskutiert habe. Sie kann sich schnell ändern, wenn ein neuer Gedanke oder eine andere Perspektive dazukommt. Eine Haltung aber wächst langsamer. Sie reift aus Erfahrungen, aus Krisen, aus stillen Momenten.

Seit meinem 21. Lebensjahr meditiere ich regelmäßig. Diese Praxis hat mir den vielleicht wichtigsten Unterschied gezeigt: Gedanken kommen und gehen. Mal sind sie hell, mal dunkel. Mal entwerfen sie Zukunftsängste, mal malen sie Erinnerungen in rosigen Farben oder in grauen Schatten. Doch in der Stille des Sitzens lernte ich, dass ich mehr bin als dieser Gedankenstrom. Dort begann Haltung zu entstehen: ein inneres Wissen, dass ich im Hier und Jetzt verankert bin – auch wenn die Gedanken in alle Richtungen drängen.

In meiner Arbeit – ob mit Teams, Paaren oder einzelnen Menschen – begegne ich immer wieder diesem Unterschied. Wenn jemand mit einer Meinung in den Raum kommt, spüre ich die Schärfe, das Ringen, manchmal auch die Abwehr. Wenn aber eine Haltung spürbar wird – vielleicht durch einen tiefen Atemzug, durch ein Loslassen im Körper oder durch einen stillen Blick – dann verändert sich alles. Es entsteht Verbindung.

Meinung kann spalten. Haltung verbindet.
Meinung will recht haben. Haltung hält aus.

Meine Haltung wurde nicht „gelernt“ wie eine Technik. Sie hat sich geformt in der Dunkelheit des Bergwerks, im Rhythmus des Schlagzeugs, in der Zartheit von Obertonklängen, in den Jahren der Meditation, in Begegnungen mit Menschen, die mir ihr Innerstes anvertraut haben. Haltung ist das, was mich trägt, wenn Meinungen versagen.

Deshalb geht es in meinem Coaching nicht darum, neue Meinungen zu liefern oder bessere Argumente zu formulieren. Es geht darum, Räume zu öffnen, in denen Haltung spürbar wird: die eigene, persönliche Haltung eines Menschen. Denn dort, wo Haltung wächst, wird Leben authentisch.

Meinungen trennen oft. Haltungen verbinden. Und vielleicht ist das das größte Geschenk meines Weges: immer mehr zu erkennen, dass nicht das laute Verteidigen von Gedanken zählt, sondern die stille Kraft einer Haltung, die aus der Tiefe des Seins erwächst.

Haltung ist das, was bleibt, wenn alle Meinungen fallen.
Sie ist die Art, wie ich einem Menschen begegne: aufrecht, hörend, offen.

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